Jahreszeiten

Zeitenwende

erste Blüten
Wasser strömt
der Sonne Sieg aufs Neue
doch in mir
winterkalt

lange Tage
Farben strahlen
auch die Nacht voll Leben
doch in mir
wintergrau

bunte Blätter
Erntezeit
mit Dank erfüllte Herzen
doch in mir
winterkahl

weiße Stille
tiefste Nacht
ein kleines Licht nur leuchtet
und in mir
endlich Frieden
Frühling

Zartes Sonnenlicht schon am frühen Morgen
die künstlichen Lichter verblassen schnell
helle, zartgrüne Bäume recken ihre Äste
sehnsuchtsvoll dem Himmel entgegen
 
Lange schon
ist ihr kaltes Wintergewand dahingeschmolzen
und sie warten nun
auf neues, blühendes Leben
 
Auch ich warte
auf die Sonne
und freue mich an ihrem Licht
 
denn nur dann
schwinden die Schatten
alles wird neu
im ewigen Kreis unserer Jahre
Herbst

Abenddämmerung schon am frühen Nachmittag
künstliche Lichter erhellen die Stadt
kahle, schemenhafte Bäume recken ihre Äste
sehnsuchtsvoll dem Himmel entgegen
 
Lange schon
haben sie die toten Blätter abgeschüttelt
und warten nun
auf ihr weißes, kühles Wintergewand
 
Auch ich warte
auf die Kälte
und genieße die Dunkelheit
 
denn nur dann
leuchtet auch das kleinste Licht
strahlend hell
und verbreitet seine angenehme Wärme
Herbstende

der Duft von nasser Erde
von buntem, sterbendem Laub
ein letztes Mal noch leben
bevor der Winter kommt
 
die wundervollen Farben
bewegt durch Wind, durch Licht
ein letztes Mal noch tanzen
bevor der Winter kommt
 
die warmen Sonnenstrahlen
so schnell, so früh vorbei
zündet an die Kerzen
denn der Winter kommt
Lebensbaum im Herbst

Wie tiefrote Blätter
fallen Erinnerungen
vom Lebensbaum
 
Winterwind
überzieht sie mit kaltem Reif
läßt sie erfrieren, sterben
und zu Erde werden
 
Im leeren Baum
bleibt Trauer zurück
 
die aufbricht
mit den ersten Sonnenstrahlen
 
Neue Erde
aus toten Blättern
gibt dem Leben wieder Kraft
 
Die harte, graue Schale zerspringt
grüne Knospen bahnen sich ihren Weg
und neue Erinnerungen entstehen
Auch sie werden wieder fallen.
Eislaufen

der Fluss ist zugefroren!

voll kindlicher Freude
aufs Eis
laufen schlittern
tanzen gleiten fliegen

schwungvolle Bewegung trägt
mühelos
an die Grenze

zu den Brüchen
im Eis
zu den Untiefen
im zugefrorenen Fluss

und
darüber
hinaus
O Weihnacht

O Weihnacht!
Schwarze Nacht.
Im grünen Baum
der Kugel Rot
kündigt an
des Kindleins Tod,
mit gold‘nem Glanz gekrönt.
Das Ende der kalten Tage
Spiegel zu „Der Anfang kühlerer Tage“ von Günther Eich

Durch Tore muss der Winter nun entschweben
wir sind von Fluss und Blüten eingehüllt
was eben Kälte war und grau, wird Leben
und reißt uns hoch, mit wilder Freud‘ erfüllt.

Sonnenduft weckt Lachen auf, im jungen Stiere
und in der Kinder leichtem Spiel.
Uns überkommen Wald und Gras und Tiere,
vergessne Wege weisen neu zum Ziel.

Uns trifft das Licht, wir werden so getragen
dass alles möglich ist und voll Vision.
Wo strömt es hin? Wenn wir die Reise wagen
was wird dann Wirklichkeit, was Leid, was Lohn?

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