Das Telefon läutet unbeirrt weiter. Aber der Fahrer ist wie hypnotisiert von der am Rückspiegel hängenden Dufttanne, die aufgrund seiner Vollbremsung wild hin und her baumelt. Ein lautes Hupen lässt ihn zusammenzucken. Er greift sich an die schmerzende Brust und schließt die Augen. Da er fürchtet, er könnte das Bewusstsein verlieren, beugt er sich nach vorne und versucht krampfhaft, das Telefon zwischen all den Akten zu finden, die vom Beifahrersitz in den Fußraum gerutscht sind. „Verd…!“ entfährt es ihm, als just in diesem Moment die Autotüre aufgerissen wird. „Raus hier! Schnell!“ Er fühlt, wie ihn jemand in den Sitz presst, sich über ihn beugt und hektisch versucht, den Gurt zu öffnen. „Lassen sie das, sie erdrücken mich fast! Was soll das?“ „Ich versuche, ihnen das Leben zu retten, also helfen sie mir gefälligst!“ faucht der Eindringling. „Ach Mensch, so wird das nichts! Lassen sie mich mal.“ Der Fahrer versucht, sich von dem zwischen seiner Brust und dem Lenkrad zappelnden Mann zu befreien. Der Fremde lässt sich widerwillig aus dem engen Fahrzeuginnenraum drängen, weicht jedoch keinen Schritt von der offenen Türe zurück. Auf das erlösende „Klick“ reagiert er rasch, packt den Fahrer am Arm und reißt ihn aus dem Auto. „So“, keucht er stolz, „das wäre geschafft.“ Der Fahrer blickt sich verwirrt um. Er kann nichts erkennen, was das Verhalten des Fremden erklären würde. Der Wagen brannte nicht, er stand nicht auf den Gleisen vor einem herannahenden Zug und es versuchte auch kein Flugzeug auf der Straße notzulanden (die dafür aufgrund der dicht am Straßenrand stehenden Bäume sowieso nicht geeignet gewesen wäre). Auch das Vieh, das direkt vor seiner Motorhaube aus dem Wald gesprungen war und damit die Vollbremsung ausgelöst hatte, war nirgendwo zu sehen. Es gab also keine unmittelbare Gefahr. Für niemanden. Und da ihm sowieso schwindlig war und sein „Retter“ ihn mittlerweile losgelassen hat, setzt er sich einfach mal hin. „Was ist? Wollen sie mir nicht danken?“ grinst der Fremde, während er imaginären Schmutz von seiner dunkelblauen Sportjacke wischt. „Danken? Wofür? Dafür dass sie mir einen Riesenschrecken eingejagt haben? Nachdem ich eh schon halb einen Herzinfarkt bekommen habe, weil mich der Hirsch fast erwischt hat? Was sollte das ganze Theater?“ „Was das sollte? Nun, ich bin Held von Beruf. Ein ganz tolles Business – habe erst letzte Woche meine Firma angemeldet und schon drei Klienten gehabt! Und sie werden sehen, mein Stundensatz ist viel niedriger als der von der Konkurrenz.“ „Stundensatz…?“ stammelt der Fahrer.