Das grüne Zimmer

Ich betrete das grüne Zimmer.
Es schweigt.
Nur die grellblauen Zungen des offenen Kamins schnaufen und spucken schmutzige Wärme in den Raum.
Die Fische an der Decke versuchen der zerbrochenen Lampe auszuweichen, um den zuckenden Todeskampf des Wolframdrahtes nicht zu stören.
Was ich wolle, blafft der Sessel. Er wirft mir mangelhafte Manieren vor.
Ob eine Verbeugung wohl angebracht sei, frage ich mich und starre auf die graue Krone, die den Sessel ziert. Ich erbitte seine Verzeihung, aber kenne er vielleicht den Aufenthaltsort des Bettes?
Das hölzerne Ächzen aus dem Badezimmer verrät den Gesuchten.
Das Bett wäre gleich so weit, lässt mich der Sessel wissen und blickt herablassend auf meine zitternden Lippen, die ob der Wärme bereits dunkelblau anlaufen. Ich wäre sicher neu im Haus, murmelt er der Fliege über meinem Kopf zu und wendet sich angewidert von mir ab.
Ich solle ihn nicht ernst nehmen, poltert das Bett beim Durchbrechen der Badezimmertüre. Er wäre enttäuscht, weil die Gardine sein Angebot abgelehnt und so seine Hoffnung auf ein Upgrade zum Polstersessel zerschlagen habe.
Wohin wir denn gehen würden, möchte es nun gerne wissen, es wäre schon lange nicht mehr im Einsatz gewesen.
Ich bitte es, das grüne Zimmer vorsichtig zu verlassen, um das Schloss nicht zu beschädigen. Der Schlüssel wäre sehr eigensinnig und würde sich weigern, ein unvollkommenes Schloss zu sperren.
Im letzten Moment versucht die bronzefarbene Giraffe aus ihrem Versteck hinter der Türe auszubrechen und uns auf den Flur zu folgen. Sie gehöre nicht hierher, jammert sie durch den sich schließenden Spalt.
Sie verstummt, als der rankenbewehrte Schlüssel das Schloss verschlingt.
Ich begleite das Bett durch orange wuchernde Teppichpflanzen zum Lastenaufzug.
Der diensthabende Bär quittiert meine Anweisung, er möge das Bett zu Suite 709 bringen, mit einem genervten Schnauben, bevor er den Knopf mit dem Bild einer Banane drückt.
Die Türen schließen sich und der Lift hebt ab. Er ruckelt leicht, weil die aufgeregten Sprünge des Bettes seine Konzentration stören.
Erschöpft sinke ich neben der Fliege zu Boden.
Sie möge mir nicht böse sein, seufze ich, aber als Hausmeister in diesem Hotel hätte ich wenigstens einen Esel als Gehilfen erwartet.
Als sie ihren Saugrüssel ausfährt, wird mir bewusst, dass sie eine Fleischfliege ist.

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